Last Time I Saw You
Keine Spoiler

Last Time I Saw You

Verfasst am 21. September 2025
  • Für:
Geschrieben von wyrdsister87

Last Time I Saw You ist ein handgezeichnetes, narratives Abenteuer, das am 10. Oktober 2024 für PC (Steam), PlayStation 5, Xbox One/Series X|S und Nintendo Switch erschienen ist.  

Entwickelt wurde es vom Indie-Studio Maboroshi Artworks unter der Leitung von Juan Fandiño und veröffentlicht von Chorus Worldwide.  

Das Spiel besticht durch liebevolle Hand-gezeichnete Grafiken, eine Stimmung, die stark an klassische japanische Folklore und magischen Realismus erinnert, sowie durch einen sanften, aber emotionalen Rhythmus.

Vielen Dank an Maboroshi Artworks für den Switch Key

Handlung & Setting

Die Geschichte spielt in den späten 1980er Jahren in einem kleinen, ländlichen Ort in Japan.  

Der 12-jährige Protagonist Ayumi wird von wiederkehrenden Träumen über ein unbekanntes Mädchen heimgesucht.  

Zeitgleich nähert sich ein verheerender Taifun seiner Heimatstadt.  

Ayumi begibt sich auf eine emotionale Reise, um die Verbindung zwischen dem mysteriösen Mädchen, dem drohenden Unwetter und einem Fluch, der auf der Stadt lastet, zu ergründen.  

Dabei erlebt er die Herausforderungen des Erwachsenwerdens und die Wirren der ersten Liebe.  

Gameplay & Stil

Last Time I Saw You kombiniert narrative Erzählkunst mit leichtem 2D-Action-Gameplay.  

Zeit und Ort: Japan, in einem kleinen, ländlichen Ort namens Amatsu, in den späten 1980er Jahren.

Spieler erkunden liebevoll handgezeichnete Umgebungen, lösen Umgebungsrätsel, interagieren mit verschiedenen Charakteren und entdecken Geheimnisse der Stadt.  

Das Spiel zeichnet sich durch seinen magischen Realismus aus, inspiriert von japanischer Mythologie, und bietet Begegnungen mit Wesen wie Samurai-Krähen und kleptomanischen Kappas.  

Die Atmosphäre wird durch einen ambienten Lo-Fi-Soundtrack untermalt, der die nostalgische Stimmung der 80er Jahre einfängt.  

Gesellschaftlicher Kontext: Typhoons sind ein wiederkehrendes Naturphänomen und Bedrohung, familiäre Probleme sind präsent, alte Mythen und Geisterwesen (Yōkai) spielen eine wichtige Rolle.

Auszeichnungen & Rezeption

Das Spiel wurde bereits vor seiner Veröffentlichung mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Visual Excellence Award beim BitSummit 2022.  

Es war zudem Teil der offiziellen Auswahl bei Veranstaltungen wie Day of the Devs und LudoNarraCon.   

Kritiker loben insbesondere die emotionale Tiefe, die künstlerische Gestaltung und die gelungene Umsetzung eines Coming-of-Age-Themas.  

Beziehungen, Konflikte & innere Reise

Parallel zur übernatürlichen Handlung gibt es viele Erzählstränge über Familie, Schule und Freundschaften. 

Ayumís Verhältnis zu seinen Eltern, Freunden und seiner Umgebung wird im Spiel sehr detailliert behandelt. 

Erwartungen, Geheimnisse, unausgesprochene Dinge – all das belastet die Beziehungen und wirkt emotional stark. 

Ayumi durchläuft innerlich eine Entwicklung: Von einem Jungen, der vor allem beobachtet und reagiert, hin zu jemandem, der Entscheidungen treffen muss, die nicht nur ihn betreffen. 

Es geht um Mut, Verantwortung, Vergebung und darum, sich selbst anzunehmen.

Mein Review 

Bereits der erste Eindruck ist atemberaubend. 

Die handgezeichnete 2D-Grafik erinnert an klassische japanische Anime-Filme der 80er Jahre, vor allem an Werke von Studio Ghibli. 

Die Umgebung – eine ruhige, japanische Kleinstadt in den späten 1980ern – ist voller kleiner Details, melancholischer Schönheit und Atmosphäre. 

Man hört das Zwitschern der Zikaden, das leise Rascheln der Bäume im Wind, und sieht, wie das Licht in goldenem Winkel auf die Dächer fällt. 

Die visuelle Sprache des Spiels ist dabei so stark, dass selbst stille Szenen sprechen.

Eine Geschichte über das Erwachsenwerden – magisch und ehrlich

Im Zentrum steht Ayumi, ein schüchterner 12-jähriger Junge, der von rätselhaften Träumen über ein unbekanntes Mädchen verfolgt wird. 

Während sich ein gewaltiger Taifun nähert, beginnt er eine Reise, die ihn tief in die Vergangenheit, seine eigene Gefühlswelt und eine mystische Realität führt, in der Mythologie und Erinnerungen miteinander verschwimmen.

Was sich zunächst wie eine einfache Coming-of-Age-Geschichte anfühlt, entwickelt sich zu einer tiefgründigen und vielschichtigen Erzählung über Liebe, Schuld, Hoffnung und das Loslassen. 

Das Spiel setzt dabei auf subtile, literarische Erzählweise, die viel Spielraum für Interpretation lässt – und genau das macht es so stark. 

The Last Time I Saw You spricht nie laut, sondern flüstert – aber diese leisen Töne hallen lange nach.

Themen & Stimmung

Familie & Freundschaft: Konflikte, Geheimnisse, Erwartungen – nicht alles was in der Familie gesagt wird, und was nicht gesagt wird, trägt oft schwerer als Worte.

Mythos & Übernatürliches: Yōkai, Flüche, Traumvisionen. Diese Elemente dienen nicht nur als Kulisse, sondern sind tief mit den persönlichen und sozialen Geschichten der Menschen und dem Ort verwoben.

Natur & Katastrophe: Der Taifun als Naturgewalt, als Ereignis, das normal ist, aber gleichzeitig Veränderung herbeiführt; der Wald als Ort des Geheimnisses und gleichzeitig der Gefahr.

Heimat & Nostalgie: Die 80er, kleine Stadt, Einfachheit und doch Komplexität in den Beziehungen. 

Für Spieler, die sich für japanische Kultur, Mythen und gestalterisch schöne Spiele interessieren, gibt’s viele Anknüpfungspunkte.

Gameplay: Einfach, aber bedeutungsvoll

Mechanisch ist das Spiel kein Action-Spektakel – und das will es auch gar nicht sein. 

Man erkundet die Stadt, spricht mit Charakteren, löst kleinere Umgebungsrätsel und entdeckt Erinnerungsfragmente, die nach und nach die Geschichte enthüllen. 

Dabei bleibt die Steuerung immer zugänglich, was den Fokus klar auf Atmosphäre und Narration legt.

Die Interaktionen wirken authentisch, nie aufgesetzt. 

Besonders hervorzuheben ist die Symbolik, die sich durch das gesamte Spiel zieht – sei es die Krähe mit Samurai-Schwert, die geheimnisvollen Schattenwesen oder die immer wiederkehrenden Kappas. 

Sie sind mehr als nur Fantasiefiguren – sie spiegeln Ängste, Hoffnungen und Erinnerungen wider.

Soundtrack & Vertonung: Eine Lo-Fi-Symphonie der Gefühle

Der Soundtrack ist ein weiteres Glanzstück. 

Leise Lo-Fi-Beats, melancholische Piano-Melodien und dezente Ambient-Klänge unterstreichen die träumerische Grundstimmung perfekt. 

Jeder Track fühlt sich an wie ein musikalischer Brief an die Vergangenheit. 

Die Musik ist nie aufdringlich, sondern stets unterstützend – sie lässt Raum zum Atmen, Denken und Fühlen.

Besonders eindrucksvoll ist, wie sich Musik und Sounddesign während des Taifuns intensivieren. 

Plötzlich wird das Rauschen des Regens zur Stimme der Angst, der Wind zum Echo unterdrückter Gefühle – ein erzählerisches und klangliches Meisterstück.

Emotionale Wirkung: Tränen, Lächeln, Nachdenken

Was The Last Time I Saw You so besonders macht, ist seine emotionale Wirkung. 

Es gibt Spiele, die unterhalten – und es gibt Spiele, die dich berühren.

Dieses gehört eindeutig zur zweiten Kategorie. 

Die Dialoge sind feinfühlig geschrieben, die Beziehung zu den Figuren baut sich leise, aber tief auf. 

Gerade das Finale – ohne zu spoilern – ist ein Paradebeispiel dafür, wie man Traurigkeit und Hoffnung gleichzeitig transportieren kann.

Fazit: Ein kleines Kunstwerk voller Herz

Was dieses Spiel so außergewöhnlich macht, ist seine Bildsprache. 

Jede Szene wirkt, als wäre sie mit Liebe von Hand gemalt. Eine Mischung aus zarten Aquarellfarben, nostalgischen Pastelltönen und feinen Details.

Die japanische Landschaften, ruhige Dörfer und mystische Wälder zum Leben erwecken. 

Die Animationen sind zurückhaltend, aber unglaublich lebendig:

Blätter wiegen sich im Wind, Wasser spiegelt den Himmel, und kleine Lichtpunkte tanzen zwischen den Bäumen. 

Dieses Zusammenspiel von Bewegung und Farbe erzeugt eine Stimmung, die man nur schwer in Worte fassen kann.

Fast wie eine Mischung aus Studio-Ghibli-Magie und den leisen Momenten eines Sommerabends.

Doch nicht nur optisch überzeugt The Last Time I Saw You. 

Die emotionale Tiefe der Geschichte, die fein gezeichneten Charaktere und die sanft geführten Dialoge sorgen dafür, dass man Ayumis Reise nicht nur begleitet, sondern miterlebt. 

Man fühlt seine Unsicherheit, seine wachsende Entschlossenheit und die bittersüße Schönheit seines Erwachsenwerdens.

Die ruhigen Passagen, in denen man einfach durch das Dorf streift.

Bewohnern zuhört oder die Abendsonne über den Reisfeldern betrachtet, sind genauso wertvoll wie die magischen Begegnungen im Wald. 

Sie schenken dem Spiel einen Rhythmus. Der perfekt zu seiner Botschaft passt: Manchmal sind es gerade die kleinen, unscheinbaren Momente, die unser Leben prägen.

Wer sich auf The Last Time I Saw You einlässt, erlebt nicht nur ein Videospiel.

Sondern ein poetisches Erlebnis, das gleichermaßen nostalgisch und hoffnungsvoll ist. 

Die liebevoll gezeichnete Grafik, die zarte Musik und die feinfühlige Erzählweise verschmelzen zu einem Ganzen, das lange nachwirkt.

Ein kleines Spiel mit großer Seele.

The Last Time I Saw You ist eine emotionale Reise voller Poesie, Magie und Menschlichkeit. 

Es ist kein Spiel für diejenigen, die Explosionen und Adrenalin suchen. 

Es ist ein Spiel für Träumer.

Denker und all jene, die glauben, dass Spiele mehr sein können als Unterhaltung. Nämlich Kunst, Erinnerung, Trost.

Kurz gesagt:

Dieses Spiel ist ein Geschenk für alle, die Geschichten lieben, die ans Herz gehen.

Und für alle, die Schönheit in jedem Pinselstrich eines Bildschirms zu erkennen wissen.

Wenn du Spiele wie To the Moon. Night in the Woods oder Spiritfarer geliebt hast. Dann wirst du The Last Time I Saw You nicht nur mögen, sondern tief ins Herz schließen.

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